Montag, 15. Oktober 2012

The show must go on

Ja das war er nun. Unser hoffnungsgetränkter Versuch Nummer 1. Vorbei. Uns wurde auf sehr schmerzhafte Weise klargemacht, dass das Leben wirklich kein Ponyhof ist. Jetzt sitze ich hier in unserem Wintergarten und schreibe. Ich stelle mir zum wiederholten Mal dieselbe Frage. Wie geht es jetzt weiter? Für diese Frage habe ich mir auch schon eine Antwort überlegt. Es muss weiter gehen. Wir werden uns wieder vermehrt auf unserer Baustelle (nicht meine Körperliche, sondern die am Haus) ablenken und versuchen mal ein wenig Abstand von diesem Thema zu bekommen. Klingt zwar einfach und logisch, aber wie die Umsetzung zu bewältigen ist, das weiß ich noch nicht so genau. Ich möchte die nächsten paar Wochen mal wieder für mich leben. Für meine Partnerschaft, für meine Freunde und für meine Familie. Ich will Sex haben weil es Spaß macht und weil wir uns lieben, und nicht weil wir uns fortpflanzen wollen. Möchte nicht für meine Gebärmutter, meine Wunschvorstellungen und meine ausgereizte Schmerzgrenze leben. Ich möchte mal wieder ganz ich sein. Ich pur. Das tun was mir Spaß macht.

Was aber, wenn ich erst wieder austesten muss, was mir Spaß machen könnte. Denn Spaß stand in den letzten paar Wochen nicht unbedingt an der Tagesordnung. Wohl ein Scherzchen da und dort. Aber die lebenslustige Ulknudel die ich vorher war, die gibt es zur Zeit nicht. Aber die hole ich jetzt wieder hervor. Sie befand sich jetzt lange genug am Abstellgleis. Ich hatte mein Leben völlig umgekrempelt und auf eine etwaige Schwangerschaft ausgerichtet. Habe Vorhaben verschoben oder gar abgesagt. Man beeinflusst sein ganzes Leben, weil man ja demnächst schwanger sein könnte. Ich habe zum Beispiel Konzertkarten für kurz nach dem Transfer verschenkt, um ja nichts zu riskieren (ein Rock Konzert wohl gemerkt). Hätte mich da auch nur jemand angerempelt, den hätte ich in der Luft zerrissen. Ich plante generell nicht mehr weiter vor als zwei Wochen. Wie gestört ist denn das bitte?

Mein Leben wird bestimmt durch den Wunsch schwanger zu sein. Ich versklave mich selbst. Das muss sich ändern. Aber wie?

„Denk einfach nicht mehr daran. Man hört so oft, dass Menschen so lange versucht haben schwanger zu werden. Und als sie damit abgeschlossen hatten, wurden sie auf einmal schwanger.“

Kennt ihr diese weisen Worte von Menschen, die selber selbstverständlich schon Kinder haben? Menschen, die gerade mal den Entschluss gefasst haben mit der Verhütung aufzuhören und im nächsten Zyklus schwanger waren. Menschen, die keinen Dunst haben von den Schmerzen, Ängsten und Problemen die man tagtäglich zu bewältigen und verarbeiten hat. Sie meinen es sicherlich nicht böse, aber hören sie sich selber eigentlich zu? Wissen sie welchen Müll sie von sich geben? Wie soll man es denn um alles in der Welt schaffen, mit diesem Thema abzuschließen? Wie viele gescheiterte Versuche muss man hinter sich gebracht haben um damit abzuschließen und zu sagen „ok, dann kauf ich mir eben einen Hund“? Noch so ein Spruch bei dem es mir die Zehennägel aufrollt ist „du darfst dich nicht so rein steigern“.

Hallo? Geht´s noch? Seit ihr denn völlig bekloppt? In solchen Momenten muss ich immer durchatmen und im Stillen zu mir selber sagen „sie wissen es nicht besser, sie meinen es ja nur gut“.

Nach jedem negativen Befund, jeder negativen Information, war ich am Boden, rappelte mich zielstrebig wieder auf und KAWUMM. Schon wieder war ich ganz unten. Meine Stimmung bewegte sich zeitweise im Minusbereich. Mentale Fragilität ist an der Tagesordnung. Tränen kommen aus dem Nichts, Kleinigkeiten erschüttern mich. Irgendwann ist auch mein schier unendlich scheinendes „gute-Laune-Reservoir“ aufgebraucht. Mein Krafttank hat sich geleert. Ich fahre bereits auf Reserve, im roten Bereich, wenn man so will.

Und jetzt bin ich auf der Suche nach meiner persönlichen Tankstelle. Gott sei Dank weiß ich aber, dass ich in diesen Momenten auf Hasi, meine Familie und meine Freunde zählen kann. Sie alle sind für mich da. Das weiß ich auch sehr zu schätzen.
Ich stelle mir ganz einfach vor: einmal voll machen bitte, aber dalli dalli.

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