Montag, 15. Oktober 2012

2010 - ich scheiß auf dich

Ich werde beginnen Lotto zu spielen. Denn wenn es darum geht geringst mögliche Chancen auszunutzen, bin ich wohl ein echter Gewinnertyp.

Meine Operation verlief gut. Wenn man von gut sprechen kann. Mr. T kam zur Visite am Samstag extra in die Klinik und erklärte mir, was bei mir gemacht worden war. Ich wusste bereits vorher, dass auch eine Curettage (Gebärmutterausschabung) bei mir gemacht werden musste, also überraschte mich diese Information nicht mehr.

„Die OP verlief gut. Aber es war doch anders als erwartet. Der Embryo hat sich bei ihnen im Bauchraum eingenistet. Vom Eileiter in den Bauchraum, denn im Eileiter war ein kleiner Riss. Sie hatten eine Bauchhöhlenschwangerschaft. Die Chance darauf beträgt gerade mal zwei Prozent (wenn überhaupt). Es tut mir leid. Sie wollen das vielleicht jetzt nicht hören, aber man muss die Situation trotzdem als positiven Schwangerschaftsverlauf betrachten. Wir wissen jetzt, dass sich bei ihnen etwas einnisten kann und auch etwas wachsen kann. Also müssen wir es als positiv ansehen. Auch den Fond betreffend wird es als positiv gewertet und somit beginnen sie wieder bei Null.“

Was sollte ich darauf wohl sagen? Ich nickte nur ungläubig.

„Kommen sie bitte Dienstag und Freitag noch einmal zum Blutabnehmen. Wir müssen das Schwangerschaftshormon noch im Auge behalten. Es könnte nämlich sein, dass sich noch irgendwo kleinste Gewebeteile befinden, die noch weiterwachsen könnten. Aber prozentuell ist diese Möglichkeit sehr sehr gering.“

„Lassen wir das bitte mit den Prozenten bei mir. Mein Körper schafft offenbar alles.“

Da musste sogar Mr. T lachen. Hätte ich nicht solche Schmerzen gehabt, ich hätte mich angesichts der Situation echt weggeschossen. Mein Galgenhumor. Der verlässt mich Gott sei Dank nie. Hasi und ich beschlossen dann, dass dieses Kind (wenn es sich entwickelt hätte) wohl alleine für den Schulweg schon ein Navigationsgerät gebraucht hätte. Es hätte höchstwahrscheinlich nie nach Hause gefunden. Immerhin hat es sich auch in mir verlaufen. Und da hätten wir ihm durch den Transfer in die Gebärmutter wirklich schon alles regelrecht vorgekaut. (diese Sichtweisen halfen uns über das Schlimmste hinweg)

Hasi machte sich eigentlich nur um mich Sorgen. Natürlich nahm ihn auch die Situation mit, aber im Großen und Ganzen war er einfach froh, dass ich gesund war.
Am nächsten Tag konnte ich bereits nach Hause gehen. Das war für mich das Wichtigste. Keinen Tag länger wollte ich hier dahinvegetieren. (Nichts gegen die Klinik. Alles war spitze. Die Schwestern an Freundlichkeit nicht zu überbieten, leckeres Essen und als Klassenpatientin ging es mir sowieso gut.)

Aber daheim ist eben daheim.



Mein Fazit:

Ich personifiziere das Jahr 2010. Ich mache es zu meinem persönlichen Feind. Denn nur so kann ich diesem Jahr Paroli bieten. Und das werde ich.

Die Tage im Krankenhaus haben mich in keinster Weise geschwächt. Nur das Warten auf die Operation hat an meinen Kraftreserven gezerrt. Ich wusste, es ist etwas in meinem Körper. Aber an der falschen Stelle. Ich wusste es lange bevor ich den medizinischen Beweis dazu hatte. Lange bevor die Ärzte sich sicher waren. Und ich wollte es weghaben. Raus aus meinem Körper. Es war ein Fremdkörper in mir. Jede Faser meines Körpers schrie „entfernt es“. Ab dem Zeitpunkt der OP ging es mir wieder gut. Ich war erleichtert. Und jetzt bin ich stark. Ich habe Kraft gesammelt. Ich weiß nicht woher die Kraft kommt, aber ich habe sie dankbar entgegengenommen. Komme was wolle. Ich schaffe alles. Komm her 2010. Was hast du noch für mich in petto? Her damit. Du hast noch genau 1,5 Monate um mir noch etwas reinzuwürgen. Und es wird dir schwer fallen. Denn ich schließe ab. Es wird dieses Jahr keinen zweiten Versuch mehr geben. Ich gönne mir und meinem Körper eine Pause. Für heuer ist es genug. Genug an Vollnarkosen, Transferen, Punktionen und Hormonen. Genug an Wartezeiten und Tiefschlägen. Kein Krankenhaus wird mich das restliche Jahr mehr von innen sehen. Ich lasse das Jahr mit einem Wellnessurlaub, Weihnachtsmärkten und Spaß ausklingen. Schmerzen haben keinen Platz mehr. Also beeile dich. Denn zum Jahreswechsel wirst du ausgetauscht. Entsorgt. Vergessen. Ich werde mein Gehirn zum Jahreswechsel einfach neu aufsetzen. Und wenn es der Jahreswechsel nicht schafft, dann helfe ich mit Alkohol nach. Ich habe mir geschworen, dass ich dich abschließe. Nicht wie alle Anderen ein Jahr abschließen. Nicht nur eine neue Jahreszahl schreiben. Nein. Ich werde den Jahreswechsel heuer voller Zuversicht zelebrieren. Wir werden ihn zelebrieren. Denn Hasi und ich sind gewachsen und wir freuen uns auf das neue Jahr. Und wer weiß. Vielleicht machen wir den zweiten Versuch überhaupt erst später. Wir wissen es noch nicht. Wir brauchen Erholung und eine Pause. Und die gönnen wir uns jetzt.
Also hör mir jetzt genau zu 2010:

ICH SCHEISS AUF DICH!

Wieder einmal ist jemand schwanger. Dieses Mal jedoch keine Freundin (die werden auch schön langsam rar) sondern eine Nachbarin. Extra erwähnenswert deshalb, da ich sozusagen direkt bei der Zeugung dabei war, denn hierbei stieß die Gute in Frequenzbereiche vor, bei denen man den Verstand verlieren kann. Gratulation an dieser Stelle. Stellt euch ein freundliches Händeschütteln vor.

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