Montag, 15. Oktober 2012

Hoch lebe der 1.Oktober

Ich nahm jetzt also seit gut 2 Wochen meinen Eigenhormonvernichtungsspray. Am 1. Oktober hatten wir unseren nächsten Termin. Meine Voraussagen für diesen Termin hielten sich in Grenzen. Aufgrund der letzten paar Male erhoffte ich mir nicht viel davon. Im Gegenteil, ich war schon froh, wenn nicht wieder irgendetwas Niederschmetterndes passieren würde und wir nicht zum wiederholten Mal mit Mundwinkeln bis zum Bauchnabel die Klinik verlassen würden. Mir würde wohl Blut abgenommen werden, um zu checken, ob meine Hirnanhangdrüse auch wirklich nichts selbstständig produziert hatte.

So war es dann auch.

Wir fuhren also wieder in unsere mittlerweile zweite Heimat und gingen wieder in die IVF. Kurze Zeit später floss wieder Blut in ein Röhrchen mit meinem Namen. Zu meiner Genugtuung musste auch Hasi dieses Mal Blut abgeben. Dann gingen wir zu Mr. T. In meinem Kopf wusste ich ja bereits, was jetzt noch kommen würde. Kurzes Gespräch, neuen Termin und ab nach Hause.

Und dann kam doch alles anders.

Mr. T sagte: “Hatten sie schon einmal eine Stimulation?“ Das wunderte mich schon ein wenig, denn meine Stimulation wäre nach meinen Berechnungen erst Ende Oktober, also warum jetzt diese Frage? Ich verneinte. Dann wollte er mich untersuchen. Über die Untersuchung freute ich mich, denn ich wollte sowieso wissen, ob ich durch den Spray Zysten bekommen hatte. Und dann sagte mir Mr. T etwas, was ich gar nicht glauben konnte. Er sagte: „Keine Zysten, alles in Ordnung.“ Wow. Coole Sache. Zysten hätten nämlich alles gestoppt.
Zysten = kein Hormonstart.
Kein Hormonstart = negative Nachrichten.
Negative Nachrichten = deprimierte Sandra.
Deprimierte Sandra = deprimiertes Hasi. Usw. Usf.

Aber wie ich bereits erwähnt habe, hatte ich ja keine Zysten. Und dann sagte Mr. T noch etwas, das mich aus den Socken haute:
Er meinte: „Sie können sich dann heute um 13:30 Uhr telefonisch melden und ihre Blutwerte erfragen.“
„OK, werde ich machen“, antwortete ich und wollte mir bereits meine Jacke anziehen. Mit der Info über die nichtvorhandenen Zysten hatte ich Freude genug. So, ab nach Hause. Dieser Termin war eindeutig gut verlaufen. Aber es ging noch weiter. „Und wenn ihre Blutwerte in Ordnung sind, dann können sie heute noch mit den Hormonspritzen beginnen.“

„Wie?“
„Ja, sie können beginnen.“
„Heute?“
„Ja heute.“
„Ehrlich?“
„Ja ehrlich.“

Wir starrten uns an. Wir waren sprachlos und konnten es kaum glauben. Hatten wir ernsthaft heute ausschließlich positive Nachrichten erhalten? Das bedeutete ja, dass endlich mal etwas passierte. Kein Vertrösten auf den nächsten Monat. Keine weiteren körperlichen Gebrechen waren aufgetaucht. Kein endloses Warten auf den nächsten Termin, an dem wieder nichts Aufregendes passieren würde. Nein. Wir begannen also mit den Hormonen. Hätte ich keine Ohren, hätte ich rundum gelacht. Ich strahlte regelrecht. Eine innere (Udo Jürgens sehr ähnliche) Stimme begann für mich "Das ist dein Tag" zu singen. Es war wundervoll. Ein weiterer und vor allem großer Schritt in Richtung unserem Wunschbaby.

Von einer netten Schwester bekam ich dann mein persönliches Medikamentendepot ausgehändigt. Spritzen, Nadeln in zwei verschiedenen Größen, die Ampullen (die möglichen Nebenwirkungen will ich hier gar nicht erwähnen) und Desinfektions-Pads. Ich war gerüstet. Hingegen meiner Wunschvorstellung von einem Impf-Pen wie bei Zuckerimpfungen war ich leicht nervös bei dem Gedanken, mir selbst eine Spritze in den Bauch zu jagen. Eine lange Nadel. Mann. Ich nahm bisher alles auf mich. Operationen, Hormone, bei denen man nicht annähernd wusste, was sie im Körper genau auslösen und noch vieles mehr. Aber angesichts einer Nadel in meinen Bauch bekam ich Angstzustände. Nicht, dass ich Angst vor Schmerzen hatte, denn diese ultradünne Nadel konnte keine Schmerzen verursachen. Aber selbst zuzustechen. Ich weiß nicht. Das war irgendwie eigenartig. Auf Hasi brauchte ich da nicht hoffen, das teilte er mir umgehend mit.

Dann wurde ich noch zum Anästhesisten geschickt, um für die Punktion alles klar zu machen.

Ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass es jetzt los ging. Naja. Es war auch das erste Mal, dass es los ging. Gefühl hin oder her.

Und jetzt kommt es. Wenn meine Blutwerte also passen würden und ich heute noch mit den Spritzen beginnen könnte (was sich um 13:30 rausstellen würde), dann könnte man am Donnerstag der darauffolgenden Woche schon via Ultraschall sehen, wie viele Eibläschen sich gebildet haben. Nächster Fixtermin war also Donnerstag.

Kurze Info am Rande: es war das erste Mal, dass ich die Kinderwunschklinik mit einem Lächeln verließ. Das allererste Mal.

Die einzige reelle Hürde an diesem traumhaften Tag war also der ausstehende Anruf wegen den Blutwerten. Auch wenn ich mir ungefähr alle gefühlten 5 Sekunden gedanklich einredete, dass ich mich nicht zu sehr freuen sollte, es half nichts. Ich war nervös. Mann, war ich nervös. Wie sollte ich denn das aushalten?

Keine Ahnung wie, aber ich hab es dennoch überstanden. Und ich hätte den 1. Oktober in der Kapitelüberschrift nicht hoch leben lassen, wenn dieser Anruf nicht gut über die Bühne gegangen wäre. Ich bekam das OK für meinen Hormonstart.

Ich weiß gar nicht, wie ich beschreiben soll, was das in mir ausgelöst hat. Ich versuche es mit:

Stimmung: überrascht, glücklich und vor allem dankbar für einen kleinen Lichtblick

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