Donnerstag, 4. Oktober 2012

Warum das Ganze?

Das Schicksal hat es bisher immer gut mit mir gemeint. Ich fiel, wie man so schön sagt, immer auf die Butterseite des Lebens. Tolle Familie, spitzen Freunde, einen liebevollen, großartigen Partner, guten Job, kurz: ein tolles Leben.

Doch mein Herzenswunsch war mir bisher nicht vergönnt.
Ein Baby.

Die Erfüllung dieses Wunsches hat mich an meine persönlichen Grenzen gebracht. Ich habe sehr viel über mich gelernt, ich bin reifer geworden und vor allem habe ich mein Leben neu ausgerichtet.

Diese Zeilen waren und sind für mich eine Therapie. Einmal niedergeschrieben tat es nicht mehr ganz so weh und es ließ sich lesen wie eine fremde Geschichte. Ein Trugbild. Aber doch wirkungsvoll. Ich war so verzweifelt, tief traurig und frustriert. Ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefert-Seins überzog mein Leben mit einer trostlosen Schicht.

Doch das Schreiben hat mir wieder Mut gemacht. Ich hatte wieder eine sinnvolle Aufgabe in meinem Leben. Fernab vom "Babythema" und doch mittendrin.

Ziemlich schnell habe ich bemerkt, dass diese Zeilen vielleicht auch anderen helfen, unterstützen und begleiten könnten. Bis zum heutigen Tag stelle ich immer wieder fest, dass das Thema künstliche Befruchtung ein Tabuthema ist. Paare schämen sich, weil sie dem Natürlichsten auf der Welt, der Fortpflanzung, nicht gerecht werden können. Meist erfährt man von künstlicher Befruchtung Anderer erst Jahre später und dann auch meist nur von geglückten Versuchen. Es gibt viele Ratgeber, medizinische als auch rechtliche. Mit einem Ratgeber kann ich leider nicht dienen. Vielleicht aber mit einem "Mitfühler", vielleicht mit einem "Gefühlstagebuch", vielleicht auch mit einem "Mutmacher" oder auch mit einem "Kummerkasten".

Das alles würde ich sehr gerne sein, denn ich weiß, wie man sich fühlt. Wie traurig man ist, wie unfair behandelt man sich vorkommt. Vom Schicksal vernachlässigt. Deprimiert. Immer auf der Suche nach einem Grund. Die Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Der Neid frisst einen auf. Man zweifelt an sich selbst, an der sogenannten Gerechtigkeit.

In dieser Zeit hätte ich alles dafür getan einen Ratgeber zu besitzen. Ich hätte alles dafür gegeben zu wissen, dass es so vielen Paaren geht wie uns. Dass sich das Schicksal nicht nur mit uns einen ekelhaften Scherz erlaubt hat.

Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Es sind meine Erfahrungen und meine Eindrücke, die ich in diesen Jahren gesammelt habe. Ich möchte hier nicht verallgemeinern. Die Gefühle und Erfahrungen meines Partners werden hier auch nur kurz angeschnitten, auch wenn er die ganze Zeit über immer an meiner Seite war und mich unterstützt hat. Er selbst hat genau so, wenn doch auch anders, gelitten. Aber es sind meine Gedanken. Es steht mir auch nicht zu für ihn zu sprechen. Und schon gar nicht für andere Paare in derselben Situation. Jeder hat seine eigene Geschichte. Dies ist meine. Und dennoch denke ich, dass es vielen ähnlich ergeht.

Begleitet mich auf meiner Reise. Meiner Gefühls-Berg-und-Tal-Fahrt der Superlative. Weint mit mir. Verflucht die Welt mit mir. Hofft mit mir. Und vor allem: lacht mit mir. Denn das Lachen sollte einem niemals abhanden kommen.

Und falls du dich hier wiederfinden solltest...bleib stark!