Montag, 15. Oktober 2012

Künstliche Befruchtung auf der Waagschale

Irgendwann kam dann einmal der Zeitpunkt, an dem ich mich etwas intensiver mit dem Thema künstliche Befruchtung auseinandersetzte. Ja, noch intensiver als es einfach zu machen. Ausschlaggebend war eine Sendung auf einem jener TV-Sender, bei denen mein Finger ansonsten schon rein instinktiv weiterzappt. Per Zufall also, wenn man so sagen will, blieb ich bei einer Sendung hängen, bei der das Thema künstliche Befruchtung in Amerika aufgegriffen wurde. Was ich da sah schockierte mich. Welche Möglichkeiten es überhaupt gab war nicht nur interessant sondern auch ziemlich beängstigend wenn ich ehrlich bin. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin natürlich ein Befürworter der künstlichen Befruchtung, doch irgendwo hört für mich der Spaß auch auf. Die Amis betreiben alles rund um das Thema Kinderwunsch (wie alles Andere auch) etwas exzessiver. Es ist dort ganz normal, dass man sich das Geschlecht des Kindes aussuchen kann. Der interviewte Doktor stellte sogar fest, dass es bereits möglich wäre die Haarfarbe oder die Augenfarbe zu wählen, doch die Menschheit wäre noch nicht bereit dafür. Wie krank ist das denn? Wobei ich bei solchen Hardcore-experimentellen Dingen sowieso nicht die richtige Ansprechperson bin. Da halte ich nichts davon. Im Gegenteil. Manchmal denke ich sogar darüber nach, ob künstliche Befruchtung im Allgemeinen nicht bereits ein Eingriff in eine Thematik ist, die uns (damit meine ich uns Menschen) nicht zusteht. Aber diesem Thema negativ gegenüber zu stehen, da würde ich mir ja selbst ins Knie schießen. Aber seien wir uns ehrlich: komisch ist es schon wenn man darüber nachdenkt. Gegner bezeichnen es als Eingriff in die Schöpfung. Was es ja rational betrachtet auch ist. Aber für unsereins (Paare mit unerfülltem Kinderwunsch) ist es ein Wunder.

Weiters wurde in diesem Film gezeigt, dass die Wissenschaftler mittlerweile aus Hautzellen (stellt euch das mal vor) Spermien erzeugen können. Aus Hautzellen! Außerdem wurden in einer künstlich erzeugten Gebärmutter bereites Mäuseembryonen bis zwei Drittel der "Schwangerschaft" ausgetragen. Das ist bereits alles möglich. Und wer weiß was noch alles möglich ist, von dem wir Normalsterblichen nicht mal annähernd Bescheid wissen.

Als ich mir, wie so oft, in den Internetforen die Wartezeit bis zur einsetzenden Periode vertrieben habe, habe ich so einiges gelesen. Unter anderem auch über den Embryo-Glue. Hiermit soll eine bis zu 30%ige Zunahme der Einnistung erreicht werden. Die Inhaltsstoffe sollen die der Flüssigkeit in der Gebärmutter angepasst sein und verbessern anscheinend gleichzeitig die Ernährungssituation der Embryos. Vor allem ist er aber für das Anhaften der Embryonen an die Gebärmutterschleimhaut zuständig. Ich weiß nicht recht. Ein wenig Entscheidungsfreiheit möchte ich meinem Körper schon noch lassen. Jetzt trickse ich ihn bereits mit einer externen Befruchtung aus, da muss ich ihn nicht auch noch für unmündig erklären in dem ich ihm den Blastozyst reinklebe. Vielleicht hat es ja doch einen Grund warum es zu keiner Einnistung kommt, auch wenn man im Moment des Einsetzens der Periode schreiend und heulend davonlaufen könnte. Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung. Ich hoffe es fühlt sich niemand von mir auf den Schlips getreten. Aber mal abgesehen davon, dass es jeder selbst für sich entscheiden kann, ist eine 100%ige Einnistung auch trotz Embry-Glue ohnehin nicht gegeben. Und wenn man schon über "Gründe" nachdenkt, könnte man ja auch behaupten: "Vielleicht hat es ja einen Grund, dass ich auf natürlichem Weg nicht schwanger werde". Diese Überlegungen gehen ins Unendliche. Ich möchte auch gar nicht länger in diesem Meinungstümpel herumwaten. Aber solche und andere Überlegungen waren eben gelegentlich sehr präsent. Fairerweise sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich durch meine neu begonnene Ausbildung zur Energetikerin sehr viele neue Sichtweisen bekommen habe und vielleicht, oder genau deshalb, sehr viel über meinen Körper und mich als Ganzes hinterfrage. Das fängt schon bei der Überlegung an, ob verstopfte Eileiter eventuell doch nur eine (sagen wir mal) "Momentaufnahme" sind, wie zum Beispiel eine verstopfte Nase. Ein etwas waghalsiger Vergleich, aber warum sollen Eileiter nicht aus etwaigen Gründen nicht mal wieder frei werden? Oder die Quantität der Spermien durch andere Lebensumstände nicht ansteigen? Man hört und liest so oft, dass Unfruchtbarkeit auch psychische Faktoren hat und Frauen trotz schwerwiegender Diagnosen plötzlich doch fruchtbar sind. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere aufmerksame Leser noch an meine Einstellung zu Beginn dieses Tagebuches, als ich erwähnte, dass ich es für schwachsinnig halte wenn mir Menschen vorschwafeln, dass ich mich nicht so auf das Kind versteifen soll. Und dass Pärchen, als sie mit dem Kinderwunsch bereits abgeschlossen hatten plötzlich schwanger waren. Jetzt frage ich mich schön langsam ob an diesen Aussagen vielleicht doch etwas Wahres dran ist. Immerhin merke ich selber, dass es mir gut tut, dass der fürchterliche Druck weg ist. Wir haben zwar noch (lange) nicht unseren Kinderwunsch ad acta gelegt, aber es ist eindeutig weniger stressig und erträglicher geworden.

So sehr ich mir ein Baby wünsche, aber mich beschäftigt immer öfter wie weit ich dafür gehen würde. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich gerade mal zwei lächerliche Versuche hinter mir habe. Aber reden wir Tacheles: ich habe ohnehin nur zwei Möglichkeiten.

1: ich höre auf und bleibe kinderlos

2: ich mache weiter

Da ich mich mit Möglichkeit 1 nicht arrangieren kann, bleibt nur Möglichkeit 2.  Manchmal hilft es das Ganze ganz rational zu betrachten. Für mich ist Möglichkeit 1 keine Option daher werde ich weitermachen.


Denn: Aufgeben gilt nicht!


Aber ich werde mir für einen weiteren Versuch jetzt definitiv mal Zeit lassen. Jetzt genieße ich mal den Sommer. Ganz ohne Wechseljahrsbeschwerden und Blähbauch. Ich bin doch kein Mensch gewordener Eierstock!

Auch ein unwilliger Körper braucht einmal eine Pause!

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