Es hat sich natürlich in dieser Zeit sehr viel getan. Ich hatte
angefangen die Temperatur zu messen, habe halbe Monate damit verbracht
mindestens 2 mal pro Tag auf einen weißen Streifen namens Ovulationstest zu
pinkeln und habe meinem Körper soviel Gehör wie noch nie geschenkt. (Anmerkung:
Ein wirklich tolle Idee, wenn man den Hochofen der Enttäuschung mit ein paar
Schäuflein Kohle füttern will. Denn dadurch simulierte mein Körper gut fünfzig
Schwangerschaften. Nun: Ich deutete
sicher fünfzig. Zwicken im Unterleib, angespannte, juckende Brüste und
Sodbrennen. Was sollte es denn sonst sein? Im Endeffekt war es eine
verräterische Kombination aus Blähungen und starker Einbildung. Aber das weiß
ich jetzt. Damals war ich schwanger.
Im Kopf!)
Anfangs haben wir nicht sehr viel darüber gesprochen, Hasi und ich (Hasi
hat natürlich einen bürgerlichen Namen). Im Laufe der Baby-warte-Jahre haben wir
jedoch lernen müssen über unsere Wünsche, Vorstellungen, Ängste und
Zukunftsvisionen zu sprechen. Das war ein langer und oft schmerzlicher Prozess,
den wir jedoch gemeinsam bewältigt haben.
Zusammen haben wir bisher auch alles geschafft. Unser Wunschbaby ist
eigentlich das Erste, wo es an der Umsetzung etwas haperte.
Es war nicht immer leicht, für keinen von uns. Er ist generell nicht der
Typ der lässig über seine Gefühlswelt spricht (obwohl er viel verletzlicher und
sensibler ist als es nach außen hin den Anschein hat) und ich hingegen möchte
alles bis ins kleinste Detail zerlegen,
aufsplitten und wiederkäuen. Ich bin eine Mensch gewordene
Pro-und-Contra-Liste, er hingegen entscheidet (wenn überhaupt) spontan und eher
unüberlegt. Ich bin der Denker und Organisierer, er der Macher und Ausführer. Ich
bin diejenige, die oft mit ihren Äußerungen und schroffen Art anderen
kurzzeitig die Luft wegnimmt, er hält sich mit seinen Meinungen so gut wie
möglich zurück und mischt sich nirgends ein. Ich habe den sprichwörtlichen
Pfeffer im Arsch, er ist die personifizierte Gelassenheit. Im Grunde ergänzen
wir uns hervorragend und leben unseren Grundsatz "Gegensätze ziehen sich
an" lieber als die alte Leiher "Paare brauchen Gemeinsamkeiten".
Wir sind jetzt bereits eine halbe Ewigkeit zusammen und es ist immer noch eine
wunderschöne Beziehung. Eine jener Beziehungen, die sich auf wundervolle Weise
stetig erneuert, auffrischt und nie langweilig zu werden scheint. Wir lassen
uns gegenseitig jede Freiheit die der jeweils Andere benötigt um sich trotz
langjähriger Beziehung selbst zu verwirklichen und sich zu entfalten. Wir haben
uns zwar im laufe der Jahre bereits 3 Mal getrennt, aber ziemlich schnell immer
wieder zueinandergefunden und bemerkt, dass wir einfach ohne den Anderen nicht
leben wollen beziehungsweise können. Unsere Beziehung ist wie Gulasch – je
öfter wir sie aufgewärmt haben, desto (geschmacks)intensiver ist sie geworden.
Er ist ein so warmherziger und gefühlvoller Mensch und unterstützt mich
wo er nur kann, auch wenn er meine Entscheidungen nicht immer versteht. Er
lässt mich alles ausprobieren, sei es ein neues Hobby, ein neuer (überteuerter)
Selbstfindungskurs (im Gegensatz zu mir hat er sich nämlich bereits gefunden), er
lässt mich überstürzt und spontan mit meiner besten Freundin das Land verlassen
und akzeptiert auch meine plötzlich über mich kommenden Shoppinganfälle schier
kommentarlos.
Bei unseren Streitereien geht es um liegengebliebene Socken
(seinerseits) und ein verdrecktes, müllhaldenähnliches Auto (meinerseits). Also
im Grunde um Nichts, doch diese Dinge werden lautstark ausdiskutiert bis es
einem von uns beiden zu nervig wird und wir lauthals drauf los lachen.
Mein Gott. Ich weiß ganz genau warum ich ihn so sehr liebe.
Für mich gilt zweifelsfrei: Pech im (Fruchtbarkeits)Spiel - Glück in der
Liebe.
Freundin 2 schwanger!
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