Dienstag, 9. Oktober 2012

Phase 4: Sollten wir vielleicht? Die Sache mit der Realität.

Ja verdammt! Wir sollten! Wir sollten endlich der Realität ins Auge sehen. Die Monate vergingen und von Schwangerschaft war nicht annähernd etwas zu bemerken.

Es hat sich natürlich in dieser Zeit sehr viel getan. Ich hatte angefangen die Temperatur zu messen, habe halbe Monate damit verbracht mindestens 2 mal pro Tag auf einen weißen Streifen namens Ovulationstest zu pinkeln und habe meinem Körper soviel Gehör wie noch nie geschenkt. (Anmerkung: Ein wirklich tolle Idee, wenn man den Hochofen der Enttäuschung mit ein paar Schäuflein Kohle füttern will. Denn dadurch simulierte mein Körper gut fünfzig Schwangerschaften. Nun: Ich deutete sicher fünfzig. Zwicken im Unterleib, angespannte, juckende Brüste und Sodbrennen. Was sollte es denn sonst sein? Im Endeffekt war es eine verräterische Kombination aus Blähungen und starker Einbildung. Aber das weiß ich jetzt. Damals war ich schwanger. Im Kopf!)


Anfangs haben wir nicht sehr viel darüber gesprochen, Hasi und ich (Hasi hat natürlich einen bürgerlichen Namen). Im Laufe der Baby-warte-Jahre haben wir jedoch lernen müssen über unsere Wünsche, Vorstellungen, Ängste und Zukunftsvisionen zu sprechen. Das war ein langer und oft schmerzlicher Prozess, den wir jedoch gemeinsam bewältigt haben.

Zusammen haben wir bisher auch alles geschafft. Unser Wunschbaby ist eigentlich das Erste, wo es an der Umsetzung etwas haperte.

Es war nicht immer leicht, für keinen von uns. Er ist generell nicht der Typ der lässig über seine Gefühlswelt spricht (obwohl er viel verletzlicher und sensibler ist als es nach außen hin den Anschein hat) und ich hingegen möchte alles bis ins kleinste Detail zerlegen,  aufsplitten und wiederkäuen. Ich bin eine Mensch gewordene Pro-und-Contra-Liste, er hingegen entscheidet (wenn überhaupt) spontan und eher unüberlegt. Ich bin der Denker und Organisierer, er der Macher und Ausführer. Ich bin diejenige, die oft mit ihren Äußerungen und schroffen Art anderen kurzzeitig die Luft wegnimmt, er hält sich mit seinen Meinungen so gut wie möglich zurück und mischt sich nirgends ein. Ich habe den sprichwörtlichen Pfeffer im Arsch, er ist die personifizierte Gelassenheit. Im Grunde ergänzen wir uns hervorragend und leben unseren Grundsatz "Gegensätze ziehen sich an" lieber als die alte Leiher "Paare brauchen Gemeinsamkeiten". Wir sind jetzt bereits eine halbe Ewigkeit zusammen und es ist immer noch eine wunderschöne Beziehung. Eine jener Beziehungen, die sich auf wundervolle Weise stetig erneuert, auffrischt und nie langweilig zu werden scheint. Wir lassen uns gegenseitig jede Freiheit die der jeweils Andere benötigt um sich trotz langjähriger Beziehung selbst zu verwirklichen und sich zu entfalten. Wir haben uns zwar im laufe der Jahre bereits 3 Mal getrennt, aber ziemlich schnell immer wieder zueinandergefunden und bemerkt, dass wir einfach ohne den Anderen nicht leben wollen beziehungsweise können. Unsere Beziehung ist wie Gulasch – je öfter wir sie aufgewärmt haben, desto (geschmacks)intensiver ist sie geworden.

Er ist ein so warmherziger und gefühlvoller Mensch und unterstützt mich wo er nur kann, auch wenn er meine Entscheidungen nicht immer versteht. Er lässt mich alles ausprobieren, sei es ein neues Hobby, ein neuer (überteuerter) Selbstfindungskurs (im Gegensatz zu mir hat er sich nämlich bereits gefunden), er lässt mich überstürzt und spontan mit meiner besten Freundin das Land verlassen und akzeptiert auch meine plötzlich über mich kommenden Shoppinganfälle schier kommentarlos.

Bei unseren Streitereien geht es um liegengebliebene Socken (seinerseits) und ein verdrecktes, müllhaldenähnliches Auto (meinerseits). Also im Grunde um Nichts, doch diese Dinge werden lautstark ausdiskutiert bis es einem von uns beiden zu nervig wird und wir lauthals drauf los lachen.

Mein Gott. Ich weiß ganz genau warum ich ihn so sehr liebe.

 
Für mich gilt zweifelsfrei: Pech im (Fruchtbarkeits)Spiel - Glück in der Liebe.

 
Freundin 2 schwanger!

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