Dienstag, 9. Oktober 2012

Phase 1: Die Idee


Die Idee besteht im Wesentlichen aus fünf einfachen Worten: Lass uns ein Baby machen!

Fünf Worte, die einem dermaßen leicht über die Lippen kommen, dass es schon fast lächerlich wirkt. Es scheint unglaublich, dass man überhaupt darüber nachdenken muss, diesen Schritt zu wagen. Als würde man überlegen, ob es sich auszahlt, den nächsten Atemzug zu machen.

Doch die Wirkung ist nicht lächerlich. Im Gegenteil. Sobald man diese Worte einmal ausgesprochen hat, verändert sich alles. Man freut sich auf den nächsten Meilenstein in der Beziehung. Auf eine neue und großartige Herausforderung im Leben. Gedanken wie "werde ich eine gute Mutter?" oder "wann wird Eduscho wohl das nächste Mal Babyzeugs im Sortiment haben?" schießen einem in einer Millisekunde ins Gehirn. Man überlegt, wie das Kind aussehen könnte, welche Charaktereigenschaften es wohl besser vom Einen oder vom Anderen Elternteil haben sollte und natürlich weiß man zu diesem Zeitpunkt bereits den Namen des Kindes. (Man hat schließlich die neuesten Studien verfolgt, in denen belegt wird, dass es Kevins, Marvins, Mandys und Chantals in der Schule schwerer haben, da die Lehrer schon mit einer schlechteren Leistung rechnen und sich diese meist dadurch auch einstellt. Aber mal abgesehen von der Leistung: als "Chantal" hast du´s wahrscheinlich in keiner Lebenslage leicht.)


Alles in Allem wissen doch alle (Frauen), welche Gehirnfürze einem da so in den Sinn kommen. Hier meine:


Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits überglücklich meinem Partner um den Hals fallen und ihm von der Schwangerschaft erzählen. Ich sah meine Eltern voller Vorfreude auf das erste Enkelkind Freudentränen vergießen. Sah meine Freundinnen, die wie aufgebrachte Hühner jedes kleinste Detail über die Schwangerschaft aus mir rausquetschen, als wenn ich die erste Schwangere auf diesem Planeten wäre. Ich sah mich hocherhobenen Hauptes einen wunderschönen, riesigen, kugelrunden, mit Ölmassagen gepflegten Schwangerschaftsbauch durch die Gegend schleppen (Ich spreche von einem genial schönen Bauch. Ihr wisst schon: von vorne extrem schwanger, von  hinten einfach nur eine tolle Figur). Ohne Schwangerschaftsstreifen, ohne Wasser in den Beinen. Welche Frau wünscht sich das denn nicht? Ein Schwangerschaftstop mit dem Spruch "Pilotprojekt" oder "Nicht aufscheuchen! Ich brüte gerade ein Ei aus" gehörte ebenfalls dazu. Ich sah uns Kinderwagen aussuchen, Grundausstattung kaufen (mich sah ich eine zweite und somit überflüssige Grundausstattung besorgen), Kinderzimmer ausmalen (ein heller Gelbton mit selbstgemalter Bordüre mit afrikanischen Tieren). Die Eichenholzmöbel mit eierschalenfarbenen Fronten passten wirklich ausgesprochen gut zu dem schweren, gemütlichen Schaukelstuhl in dem ich mich zum Singen des Gutenachtlieds setzen wollte. Ich sah mich sogar vor Morgenübelkeit gebeutelt auf die Toilette krabbeln und mir die Seele aus dem Leib kotzen. Sogar  das war eine traumhafte Vision. Vor allem sah ich mich für den Anfang EIN Kind bekommen. In unser beider Familien sind Zwillinge an der Tagesordnung, diesem Trend wollte ich nicht unbedingt folgen. Ich sah unsere perfekte kleine Familie beim Spaziergang, sah wie glücklich wir wären. Ich konnte mich beim Besuch eines Babymassagekurses beobachten oder beim Babyschwimmen mit der neuen überteuerten Unterwasserkamera im Gepäck. Eine Schaukel im Garten, eine Sandkiste mit Katzendreck, winzig kleine mit Schlamm bedeckte Gummistiefel vor der Türe, Bastelarbeiten im ganzen Haus verteilt, winzige Fingerabdrücke an den frisch geputzten Fenstern und  Schokoladeflecken auf der neuen Couch. Ich sah mich als lustige, verspielte Mutter, mit der man als Kind viel Spaß haben konnte, aber auch als diszipliniertes, sich aufopferndes und strenges Muttertier. Und in meiner Vorstellung wusste ich (und das ist bis heute so), dass mein Freund der ideale, perfekte Vater sein würde.

 
Und wenn sie nicht gestorben sind.....
 

Diese Idee brennt sich mit sofortiger Wirkung ins Stammhirn ein und lenkt ab diesem Zeitpunkt das Leben in eine andere Bahn. Sie hatte eine Weiche gestellt und der Zug fuhr ab in Richtung Familie, Windel wechseln, Jause für den Kindergarten richten, Elternabende in der Schule besuchen, lustiges Kindergeplapper. Und ich wünschte mir, dass wir in einem Schnellzug sitzen – denn wir konnten es kaum erwarten, endlich anzukommen.

Zu Phase 1 bleibt mir aus der jetzigen Sicht nur eines zu sagen:

 
SCHEISSE - WAREN WIR NAIV!

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