Die Idee besteht im Wesentlichen aus fünf einfachen Worten: Lass uns ein Baby machen!
Fünf Worte, die einem dermaßen leicht über die Lippen kommen, dass es
schon fast lächerlich wirkt. Es scheint unglaublich, dass man überhaupt darüber
nachdenken muss, diesen Schritt zu wagen. Als würde man überlegen, ob es sich
auszahlt, den nächsten Atemzug zu machen.
Doch die Wirkung ist nicht lächerlich. Im Gegenteil. Sobald man diese
Worte einmal ausgesprochen hat, verändert sich alles. Man freut sich auf den
nächsten Meilenstein in der Beziehung. Auf eine neue und großartige
Herausforderung im Leben. Gedanken wie "werde ich eine gute Mutter?"
oder "wann wird Eduscho wohl das nächste Mal Babyzeugs im Sortiment
haben?" schießen einem in einer Millisekunde ins Gehirn. Man überlegt, wie
das Kind aussehen könnte, welche Charaktereigenschaften es wohl besser vom
Einen oder vom Anderen Elternteil haben sollte und natürlich weiß man zu diesem
Zeitpunkt bereits den Namen des Kindes. (Man hat schließlich die neuesten
Studien verfolgt, in denen belegt wird, dass es Kevins, Marvins, Mandys und
Chantals in der Schule schwerer haben, da die Lehrer schon mit einer
schlechteren Leistung rechnen und sich diese meist dadurch auch einstellt. Aber
mal abgesehen von der Leistung: als "Chantal" hast du´s
wahrscheinlich in keiner Lebenslage leicht.)
Alles in Allem wissen doch alle (Frauen), welche Gehirnfürze einem da so
in den Sinn kommen. Hier meine:
Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits überglücklich meinem
Partner um den Hals fallen und ihm von der Schwangerschaft erzählen. Ich sah
meine Eltern voller Vorfreude auf das erste Enkelkind Freudentränen vergießen.
Sah meine Freundinnen, die wie aufgebrachte Hühner jedes kleinste Detail über
die Schwangerschaft aus mir rausquetschen, als wenn ich die erste Schwangere
auf diesem Planeten wäre. Ich sah mich hocherhobenen Hauptes einen
wunderschönen, riesigen, kugelrunden, mit Ölmassagen gepflegten
Schwangerschaftsbauch durch die Gegend schleppen (Ich spreche von einem genial
schönen Bauch. Ihr wisst schon: von vorne extrem schwanger, von hinten einfach nur eine tolle Figur). Ohne
Schwangerschaftsstreifen, ohne Wasser in den Beinen. Welche Frau wünscht sich
das denn nicht? Ein Schwangerschaftstop mit dem Spruch "Pilotprojekt"
oder "Nicht aufscheuchen! Ich brüte gerade ein Ei aus" gehörte
ebenfalls dazu. Ich sah uns Kinderwagen aussuchen, Grundausstattung kaufen
(mich sah ich eine zweite und somit überflüssige Grundausstattung besorgen),
Kinderzimmer ausmalen (ein heller Gelbton mit selbstgemalter Bordüre mit
afrikanischen Tieren). Die Eichenholzmöbel mit eierschalenfarbenen Fronten
passten wirklich ausgesprochen gut zu dem schweren, gemütlichen Schaukelstuhl
in dem ich mich zum Singen des Gutenachtlieds setzen wollte. Ich sah mich sogar
vor Morgenübelkeit gebeutelt auf die Toilette krabbeln und mir die Seele aus
dem Leib kotzen. Sogar das war eine
traumhafte Vision. Vor allem sah ich mich für den Anfang EIN Kind bekommen. In
unser beider Familien sind Zwillinge an der Tagesordnung, diesem Trend wollte
ich nicht unbedingt folgen. Ich sah unsere perfekte kleine Familie beim
Spaziergang, sah wie glücklich wir wären. Ich konnte mich beim Besuch eines
Babymassagekurses beobachten oder beim Babyschwimmen mit der neuen überteuerten
Unterwasserkamera im Gepäck. Eine Schaukel im Garten, eine Sandkiste mit
Katzendreck, winzig kleine mit Schlamm bedeckte Gummistiefel vor der Türe,
Bastelarbeiten im ganzen Haus verteilt, winzige Fingerabdrücke an den frisch
geputzten Fenstern und Schokoladeflecken
auf der neuen Couch. Ich sah mich als lustige, verspielte Mutter, mit der man
als Kind viel Spaß haben konnte, aber auch als diszipliniertes, sich
aufopferndes und strenges Muttertier. Und in meiner Vorstellung wusste ich (und
das ist bis heute so), dass mein Freund der ideale, perfekte Vater sein würde.
Und wenn sie nicht gestorben sind.....
Diese Idee brennt sich mit sofortiger Wirkung ins Stammhirn ein und lenkt
ab diesem Zeitpunkt das Leben in eine andere Bahn. Sie hatte eine Weiche
gestellt und der Zug fuhr ab in Richtung Familie, Windel wechseln, Jause für
den Kindergarten richten, Elternabende in der Schule besuchen, lustiges
Kindergeplapper. Und ich wünschte mir, dass wir in einem Schnellzug sitzen –
denn wir konnten es kaum erwarten, endlich anzukommen.
Zu Phase 1 bleibt mir aus der jetzigen Sicht nur eines zu sagen:
SCHEISSE - WAREN WIR NAIV!
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