Mittwoch, 10. Oktober 2012

Spermiogramm: Klappe die Zweite und mein OP-Termin

Ja wie sollte es denn anders sein. Spermiogramm Nummer 2 war eine volle Enttäuschung. Um nicht zu sagen ein Desaster.  Noch weniger brauchbare Jungs. Und, meine Damen und Herren, Trommelwirbel, zusätzlich wurde noch eine Krampfader festgestellt, die offenbar ausschlaggebend für die  schlechte Spermienmenge war. Langsam aber sicher gewöhnte ich mich an negative Informationen. Es wurde Routine.

Dabei hatten wir so ein gutes Gefühl bei dieser Sache. Ich hatte Hasi zu seinem Termin begleitet, und nach getaner "Arbeit" brachten wir ganz stolz und voller Hoffnung auf gute Qualität den Becher ins Labor.

Bereits Tage zuvor hatte er auf Sauna und Badewanne verzichtet, kein Radfahren, gesunde Ernährung, kein Alkohol. Und natürlich kein Sex. Es sollten Minimum 4 Tage zwischen dem letzten Geschlechtsverkehr und dem Abgeben der Probe liegen.

Mit diesen "tollen" Neuigkeiten  ausgerüstet, marschierten wir wieder in die Kinderwunsch-Klinik. Erstens wollte ich wissen, was bei meinem zweiten Bluttest herausgekommen war und zweitens musste ich mir noch einen Operationstermin ausmachen. Diese OP würde Zyklusabhängig durchgeführt werden, ich sollte mich also am ersten Tag der nächsten Regel melden. Voraussichtlich sollte ich am 16. Juli operiert werden.

Es gab 2 verschiedene Möglichkeiten.

Mr. M. stellte uns meine beiden Optionen vor. Er meinte: "Von Variante eins rate ich ab. Das macht in ihrem Fall keinen Sinn. Diese Variante wird ohne Narkose durchgeführt. Hierbei würde ein milchartiges Kontrastmittel durch den Muttermund und die Gebärmutter bis in die beiden Eileiter gespritzt. Auf dem Röntgen sieht man dann ob die Eileiter verstopft sind."

"Aber", sprach er weiter, "man sieht zwar dann dass sie verstopft sind, kann aber nichts machen. Und deswegen macht es bei ihnen auch keinen Sinn. Durch den Verdacht auf Endometriose müssten wir sowieso zusätzlich eine Bauchspiegelung machen und da geht die Eileiterdurchgängigkeitsprüfung gleich mit. Und durch die Narkose könnten wir dann auch gleich durchblasen."

Er erklärte uns dann noch was genau bei der Bauchspiegelung auf mich zukommen würde. Gas rein, riesen Blähbauch, Endemetrioseherde aufspüren und wegschnippeln, Gas raus (meist auf natürlichem Weg, wenn ihr wisst was ich meine). Fertig. Das würde es sein. Wenn alles gut ginge drei kleine Schnitte (zwei links und rechts im Unterleib, einer unter dem Nabel), wenn es zu Komplikationen kommen würde, dann würde mir der ganze Bauch aufgeschnitten werden. Auf das konnte ich getrost verzichten. Nicht nur aus rein kosmetischen Gründen. Nein. Man hört ja immer wieder, dass sich Partner, die lange Zeit zusammen sind, immer ähnlicher werden. Und Hasi hat auch einen Reißverschluss über den ganzen Bauch (ein Mitbringsel aus seinem Heeresdienst). Ich muss ihm ja nicht alles gleichtun.

Für mich hörte sich das irgendwie an wie eine Dauerwerbesendung am Home-Shopping-Kanal.

Wenn sie sich in den nächsten 5 Minuten für die Bauchspiegelung entscheiden, bekommen sie nicht nur einen, NEIN, sie bekommen zusätzlich BEIDE Eileiter durchgeblasen.

Also alles in allem würde es eine nette Kombination aus Kontrastmittel, Hochdruckkärcher und Gas werden. Jede Menge Gas.

Wir, im speziellen ich, entschieden uns für die All Inklusive Variante. Wenn schon denn schon. Hatte ja auch etwas positives, wenn man alles auf einmal erledigen konnte. Und auf die Variante, in der mir ohne Narkose eine Art Klammer auf meinem Muttermund festgemacht wurde und, ich wiederhole, ohne Narkose dieses Kontrastmittelzeugs rein gespritzt werden sollte, war ich nicht gerade scharf.

Wie gesagt: OP Termin voraussichtlich am 16. Juli.

So das wäre erledigt. Aber da war doch noch etwas.
Ach ja. Meine Blutwerte. Die Auswertung des Anti-Müller-Hormons.
Ich fragte Mr. M ganz vorsichtig: „Was kam eigentlich bei meinen 2. Blutwerten raus?“
Mr. M blätterte in meinem Krankenblatt ein paar Seiten zurück und sagte: „Alles im Normalbereich.“

Wie? Normalbereich? Hasi und ich rissen die Augen auf und starrten uns an, als hätte uns gerade jemand erklärt, dass die Erde doch eine Scheibe ist. Wow. Dieses Wort musste ich angesichts unserer momentanen immer wieder mit negativen Informationen überladenen Lage mal im Duden nachschlagen. Normalbereich.

Normalbereich.

Schön. Das war Musik in meinen Ohren. So etwas hatte ich seit Anbeginn unseres Kinderwunsches nicht 1 x zu hören bekommen.

Man könnte jetzt natürlich sagen „Mann, die ist ja irre. Macht wegen einem harmlosen Wort so ein Theater“, aber ein kleiner Lichtblick in diesem Tal der Finsternis tat uns schon gut. Und ja, wir konnten uns auch über die klitzekleinen Dinge im Leben freuen.

In den darauf folgenden Tagen machte ich dann einen riesengroßen Fehler. Ich recherchierte im Internet über diese Operation. Halleluja. Im World Wide Web findet man echt alles. Alles was man nicht wissen soll oder will. Das ist vergleichbar mit dem Lesen der Nebenwirkungen eines Medikamentes in der Packungsbeilage. Man denkt, dass es gut wäre sich zu informieren, aber es wird alles schlimmer. Mit viel Glück bekommt man mit harmlosen Kopfschmerztabletten auch gleich noch Knochenschwund mitgeliefert.

Was ich über diese OP rausgefunden habe wollt ihr wissen? Tja.

Ich versuche es wiederzugeben (da läuft es mir jetzt noch kalt über den Rücken):

Um einen besseren Überblick im Bauchraum zu bekommen, wird eben nicht nur Gas in den Bauchraum gepumpt (das wusste ich ja bereits) sondern (und jetzt haltet euch fest) wird der OP Tisch mit der Patientin (also mir) aufgestellt. Quasi kopfüber, damit der Darm nach oben „fällt“ und somit untenrum freie Sicht ist. Hallo?

Ich weiß, ich weiß, vielleicht habe ich eine ziemlich kranke Fantasie. Aber:

Wenn bei mir zusätzlich auch dieses Kontrastmittelzeugs gemacht wurde, setzte es voraus, dass ich also untenrum auch völlig nackt war. Und wer meinen Gedanken immer noch nicht folgen kann, hier für eure Vorstellung, langsam zum „mitschreiben“:

Ich, Nackedei, kopfüber aufgespreizt auf einem OP Tisch, vollgepumpt mit Gas. Nicht nur keine schöne Vorstellung, aber ich würde ja aussehen wie ein Y!

Wenn sich noch 3 lustige Ärzte oder Schwestern im OP finden würden, könnten wir getrost einen auf Y-M-C-A machen!

Aus. Punkt. Ende.

Memo an mich: keine weiteren Recherchen mehr über dieses Thema im Internet.

Stimmung:  extrem nervös, aber eindeutig selber schuld daran

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