Mittwoch, 10. Oktober 2012

Kinderwunsch-Klinik wir kommen

Der nächste und eigentlich auch einzig weitere Schritt, war die Kinderwunschklinik. Ich hätte natürlich auch noch zu einem dritten Frauenarzt wechseln können. Und ich hätte mir natürlich auch ein Loch ins Knie bohren können oder andere Sinnlosigkeiten praktizieren. Auf was will diese Frau eigentlich hinaus fragt ihr euch? Ich will damit klar machen: es wäre sinnlos gewesen! Ein großer Pluspunkt der Kinderwunschklinik war für uns, dass wir endlich etwas hatten, wo wir beide hingehen konnten. Will heißen: wir hatten es satt, immer getrennt voneinander diesem Problem gegenüberzutreten. Ich bei meinem Arzt, er bei seinem oder im Krankenhaus. Es betraf uns beide, als Paar. Und als solches wollten wir uns auch diesem „Problem“ stellen. Nicht als Einzelkämpfer. Außerdem gab es uns beiden auch Kraft zusammen hinzugehen.

Ich vereinbarte einen Termin für ein Erstgespräch. Es war schon eigenartig. Auf der einen Seite kann es einem nicht schnell genug gehen, auf der anderen Seite hatte ich irgendwie mordsmäßigen Bammel davor. Das ging jetzt alles so schnell; nein schnell ist das falsche Wort. Ich versuche mich zu erklären: In die Kinderwunschklinik zu gehen ist eigentlich schon der letzte Schritt und von der ersten Untersuchung bis jetzt, waren es gerade mal 5 Monate. Hier einen Termin zu haben, war schon das Finale, Endspurt, aus die Maus! Das machte mir auch irgendwie Angst. Man hatte zwischendrin keine anderen Möglichkeiten mehr. So kam es mir zumindest vor.

Schon am Telefon hatte ich ein super Gefühl. Ich fühlte mich verstanden und ernst genommen. Am Freitag der nächsten Woche hatten wir unseren Termin.

Der Tag der Wahrheit kam immer näher. Ich lernte die Homepage der Kinderwunschklinik sozusagen auswendig. Ich war begeistert, was heutzutage alles gemacht werden konnte. Faszinierend!

Was würde uns erwarten? Welche Behandlungsmöglichkeiten kamen auf uns zu? Es war direkt spannend.

Frau Dr. Dr. Alleswisser hatte sich in ihrer Fantasiewelt Folgendes zusammendiagnostiziert:

Hormontabletten für mich, Spermiendoping für Hasi.

Das sollte wohl ausreichen. (stellt euch ein mit Sarkasmus gespicktes, in die Länge gezogenes H A H A vor…)

Ich muss echt gerade lachen! So viel Naivität, das ist ja kaum zu glauben! Im „echten“ Leben bin ich Realistin, stehe mit beiden Beinen fest im Leben (mal mehr – mal weniger). Aber alles was dieses Kinderthema betraf, katapultierte meinen rationalen Verstand in weit entfernte Sphären. „Das Leben ist schön“ und „Alles wird gut“ waren die dortigen Devisen.

Es war Freitag, 11 Uhr. Wir parkten unser Auto in der Tiefgarage. Auf dem Weg zum Haupteingang der Klinik stellte ich fest, dass sich meine Beine meiner Gefühlwelt anpassten. Ein Bein hatte es eilig rein zu kommen, das Andere blockierte regelrecht. Hasi nahm mich an die Hand, wobei ich nicht sagen konnte ob er mir oder ich ihm eine Stütze sein sollte. Es beruhte wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit. Drinnen angekommen suchten wir uns auf der Anzeigetafel die Buchstaben „IVF“, fuhren mit dem Lift in den 1. Stock und folgten der Wegbeschreibung. Die Türe öffnete automatisch und wir gingen mit gemischten Gefühlen hinein. Hier waren wir nun. Die IVF Abteilung, die Kinderwunsch-Klinik, der Treffpunkt der Verzweifelten. Ich sah mich um. Mein erster Eindruck (und das hat sich im Laufe der Zeit bestätigt) war, dass die Menschen in diesem Warteraum sich am liebsten verdünnisiert hätten. Köpfe senkten sich Richtung Boden. Es herrschte eine bedrückende Stille. Man wurde nur kurz begutachtet. Kurze musternde Blicke die nur eines aussagten: Willkommen im Klub, ihr bemitleidenswerten Kreaturen!

Wir gingen zur Aufnahme. Dann kam ein sehr angenehmes, freundliches Aufnahmeritual, in dem unsere Daten aufgenommen wurden und eine Polaroidaufnahme von uns beiden gemacht wurde. „Damit man sich auch am Telefon ein Bild von dem Pärchen machen kann“. Wir hatten dort echt Spaß. Wir lachten. Das war angesichts der Tatsachen nicht normal. Aber wir lachten. (Was uns im Warteraum einige entsetzte Blicke einbrachte).

Wir waren Mr. M. zugeteilt. Ein sehr freundlicher junger Doc, der wahrscheinlich nicht sehr viel älter war als wir selbst. Nach einem langen, ausführlichen Gespräch, dem Aufrollen unserer Vorgeschichte und einer genauen Untersuchung meinerseits, stellte Mr. M. den Verdacht auf Endometriose bei mir fest.

Endometriose bedeutet (für Laien wie mich), dass Teile meiner Gebärmutterschleimhaut bis in meinen Bauchraum wucherten. Das kann Schmerzen verursachen. Wie bei mir. Starke Regelbeschwerden, unregelmäßig lange Zyklen. Diesen Verdacht konnte man nur durch eine Operation belegen. Zusätzlich meinte er, dass es natürlich auch an den Eileitern liegen könnte. Verstopfte Eileiter könnten bei dieser OP „durchgeblasen“ werden, also sozusagen in einem Aufwischen. (Außer die Verstopfung liegt gleich im Anschluss an die Gebärmutter, dann könne man nichts machen).

Mir schlug meine Kinnlade am Tisch auf! Wie meinen??!! Was erzählte mir dieser Typ denn da von Schleimhaut und OP und durchblasen von Eileitern? Tabletten Junge!! Her mit den Tabletten!

Mir war in diesem Moment nach Heulen. Was war da gerade passiert? Was war schief gelaufen? Warum hielt sich dieser Arzt nicht an meinen Plan?

Mir wurde noch Blut abgenommen um nochmals meine Hormonwerte zu testen. Dann bekam ich einen weiteren Termin zur Blutabnahme. Hier würde dann ein spezielles Hormon getestet, das Anti-Müller-Hormon. Es würde den Ärzten Aufschluss darüber geben, wie stark ich bei einer künstlichen Befruchtung hormonell stimuliert werden müsste, also meine Eierstöcke. Außerdem sollte ich bei dem nächsten Termin auch gleich einen OP Termin bekommen.

Hasi schickte er zu einem zweiten Spermiogramm. Warum nochmal? Erstens kann sich ja am Ergebnis etwas ändern (ist ja nicht jeder Tag gleich gut oder schlecht) und zweitens benötigt man 2 „negative“ Spermienbefunde um in den Genuss der Fondunterstützung zu kommen. (ich brauche wohl nicht erwähnen, dass wir in dieser Hinsicht „Glück“ hatten)

Ein Gesetz (seit 1.1.2000 in Kraft) legt fest, dass für eine künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation - IVF) bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen der Großteil der Kosten von einem Fonds getragen werden.

Der Fond springt ein bei:
  1. Verschlossenen oder dauerhaft funktionsunfähigen Eileitern
  2. Sterilität (Infertilität) beim Mann
  3. Endometriose (Wucherung der Gebärmutterschleimhaut)
  4. Polycystischem Ovar Syndrom (eine hormonelle Störung, die einen Eisprung verhindert).

Ihr wisst jetzt natürlich noch nicht alles von mir und habt noch keine Ahnung was noch auf uns zukam, aber eines will hier bereits erwähnt sein:

beim Auswählen des Grundes (es reicht einen anzugeben) für die Fondunterstützung konnte man bei uns traurigerweise aus dem Vollen schöpfen. Ene mene muh und raus bis du.

OK. Tief durchatmen. In bin ein Gänseblümchen. Atmen Sandra, atmen.

Das war unser Erstgespräch. Knallharte Infos. Aber wenn wir so unserem Wunschbaby näher kamen, nahm ich das in Kauf. Gut, dann lass ich mich operieren. Wird schon alles gut gehen. Kopf hoch!

Wir verließen die Klinik.


Stimmung: geschockt aber noch optimistisch

 
 

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank an die Klinik https://leihmutterschaft-zentrum.de/ für ihre gute Einstellung, Freundlichkeit und ihren persönlichen Ansatz! Die Spezialisten beantworten gerne alle Fragen. Sie sind sehr klar und umfassend. Es ist sehr angenehm, damit zu arbeiten!

    AntwortenLöschen