Freitag, 12. Oktober 2012

Die Operation

Vor meiner Operation hat sich noch einiges getan. Wir erzählten es Hasi´s Eltern und Geschwistern, die nicht minder schockiert reagierten als meine Eltern. Außerdem bekam unser Freundeskreis langsam aber sicher auch etwas davon mit (das ließ sich auch gar nicht vermeiden). War auch nicht schlimm. Wir lebten nur mehr nach der Devise "keine Geheimnisse mehr". Und dies inkludierte auch absolute Offenheit, was dieses Thema betraf. Unser Alltag entwickelte sich zwar nicht nach diesem Schema:
"Hallo, wie geht´s wie steht´s? Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen! Ach übrigens: Wir können auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen!"
Aber wenn jemand fragte (und es fragten viele), dann bekam er oder sie alles erklärt. Der Mädchenfreundeskreis war relativ schnell eingeweiht, da ich bei dem Geburtstagsessen von Ela, wegen der Operation am Tag darauf, nicht dabei sein konnte. Und dann nahm das Ganze seinen absolut natürlichen Lauf der Dinge und verbreitete sich wie jede andere Information im Ort.

Am Tag der OP war ich extrem nervös und heulte die ganze Zeit über wie eine Bekloppte vor mich hin. Ohne jeglichen Grund. Ich wurde mit Glücksbringern und Viel-Glück-SMS regelrecht überhäuft. Das tat mir gut und ich war meinen Freunden wirklich dankbar dafür. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an den genauen Tagesablauf gar nicht mehr so genau erinnern. Ich war viel zu aufgeregt, um mir Details zu merken.
Hasi brachte mich zur Klinik, wir checkten ein und nach den üblichen Untersuchungen und Blutabnahmen dauerte es nicht lange, bis ich in den OP gebracht wurde. Vorher musste ich noch mal so richtig schön heulen. Irgendwie wurde mir alles zu viel. Hasi verabschiedete sich, ich war extrem nervös und meine Y-M-C-A-Vermutung tauchte auch noch einmal kurz auf. Dann wurde alles schwarz. Das Wegschlafen bei einer Narkose hat echt etwas Geniales an sich.
It's fun to stay at the Y-M-C-A.....Y-M-C-A

Das Erste, an das ich mich erinnern konnte war, dass ein sehr verschwommener Mr. T mir den Operationsverlauf und die Resultate erklärte. Wie das eben so ist, wenn man gerade von einer Narkosedröhnung aufwacht, habe ich Folgendes verstanden:
„OP gut verlaufen. Blablabla. Ein Eileiter unbrauchbar. Blabla. Keine Endometrioseherde gefunden. Blabla“.

Ich gab mich mit diesen von mir wahrgenommenen Wortfetzen zufrieden und schlief noch ein wenig weiter. Als ich erneut aufwachte, stand Hasi neben mir und freute sich mich zu sehen. Ich teilte ihm sofort mit, dass alles soweit in Ordnung ist, jedoch ein Eileiter unbrauchbar wäre. War alles nicht so schlimm.
„Hab ja noch einen“.

Es hieß noch die Visite abzuwarten und dann stand einer Heimfahrt nichts mehr im Wege. Mr. T ließ auch nicht lange auf sich warten, warf noch einen kurzen Blick auf meine drei durch die Bauchspiegelung neu erworbenen Schnitte auf meinem Bauch und erklärte mir nochmal alles. Und im Nachhinein bewahrheitet sich folgendes Zitat:

„Wer zuhören kann ist klar im Vorteil“.

Hab ich aber nicht. Für mich war alles klar. Und so verließ ich die Klinik mit folgenden Informationen:
-                     ein Eileiter in Ordnung
-                     ein Eileiter „für´n Arsch“
-                     keine Endometrioseherde gefunden
-                     Termin ausmachen für Nachbesprechung zur weiteren Vorgehensweise

Auftrag: Kurs suchen mit dem Titel „Richtiges Zuhören – Informationen verarbeiten lernen“.

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