Freitag, 12. Oktober 2012

21 20 19 18 17 usw.

Ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal Gedanken über eine künstliche Befruchtung machen müsste. Das ist wie bei schlimmen Krankheiten, die bekommen auch immer nur die Anderen. Über solche Themen wird einfach nicht öffentlich gesprochen. Zumindest nicht in meinem Umfeld. Aber es gibt vieles, das nicht öffentlich erzählt wird. Warum zum Teufel erzählt einem eigentlich niemand etwas über Eileiter? Sollten bei der Lieferung „Frau“ nicht aus Prinzip gesunde, durchgängige Eileiter im Gesamtpaket enthalten sein?

Solche und ähnliche Fragen beschäftigten mich zu diesem Zeitpunkt den lieben langen Tag. Meine Familie und meine Freunde wollten mich aufbauen und mir gut zureden. Aber ich fühlte mich einfach nur unverstanden. Sie konnten sich nicht in mich hineinversetzen. Tja, das wunderte mich auch nicht im Geringsten, war doch ich die Einzige in unserem Freundeskreis, die sich über solche Themen Gedanken machen musste. Allein die dreiwöchige Wartezeit war ein purer Horrortrip für mich.

„Was sind schon drei Wochen, die werden wie im Flug vergehen“.

Solche Sätze bekam ich jetzt laufend zu hören. Doch es waren ja nicht nur die drei Wochen. Wir planten unser Wunschkind ja bereits seit Jahren, aber das war ihnen alle in dieser Form nicht bewusst.
In diesen endlos erscheinenden Tagen, war der baldige Hormonstart der erste Gedanke am Morgen und der Letzte vor dem Einschlafen. Ich konnte gar nicht nicht daran denken. Wie mit böser Absicht sieht man nur mehr Schwangere im Fernsehen, Schwangere auf der Straße, man liest über Schwangerschaften, man hört von Geburten. Ich war plötzlich von Schwangeren regelrecht umzingelt. Und als ob das nicht schmerzend genug wäre, sieht man im TV noch die fast minderjährigen dummen Puten, die – ach welch schlimme Vorstellung – ungewollt schwanger wurden.

„Ganz ehrlich, ich habe immer verhütet. Die Pille hat wohl nicht gewirkt, aber ich habe sie ehrlich nie vergessen. Großes Indianerehrenwort.“

Klar. In Österreich muss wohl da und dort ein Pillen-wirk-Funkloch sein. Sicher doch.

Es gab Zeiten, da machte ich um Kinderwägen einen großen Bogen. Der Anblick einer schwangeren Frau ließ mich zusammenzucken. Ringsherum nur mehr Schwangerschaftsinformationen:

„Hast du schon gehört wer schwanger ist?“
„Ich habe Neuigkeiten. Ich bin schwanger.“

Wow. Das wohl faszinierendste Bagatell des Tages. Aller Tage. Kotz. Würg.

Irgendwann kam der Tag, an dem ich mir nur mehr ein riesengroßes, mich verschlingendes Loch wünschte. Meine Mutter, sie meinte es ja wirklich nur gut, rief mich an und gab mir via Telefon (in Anwesenheit ihrer Campingkollegen) Sextips. Stellungen, die für eine Schwangerschaft von Vorteil wären. Und noch einen extrem aufschlussreichen Hinweis am Rande:
„Du solltest jeden Tag Bier trinken. Trink zumindest eine Flasche Bier pro Tag. Bier steigert die Fruchtbarkeit.“
„Gute Idee. Vielleicht schafft es ja in der Entzugsklinik jemand mich im Halbdelirium zu schwängern.“
„Ich meine das wirklich ernst.“
„Ich auch.“

Ich versuchte ihr dann einfach nahe zu legen, dass eventuell (laut Internetrecherchen) Hopfen die Fruchtbarkeit steigert, aber Bier sicher nicht meine verstopften Eileiter reinigen würde. Wir beließen es dabei.

Loch auf – Sandra rein – Loch zu.

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