Ich vereinbarte einen Termin für ein Erstgespräch. Es war schon
eigenartig. Auf der einen Seite kann es einem nicht schnell genug gehen, auf
der anderen Seite hatte ich irgendwie mordsmäßigen Bammel davor. Das ging jetzt
alles so schnell; nein schnell ist das falsche Wort. Ich versuche mich zu erklären:
In die Kinderwunschklinik zu gehen ist eigentlich schon der letzte Schritt und
von der ersten Untersuchung bis jetzt, waren es gerade mal 5 Monate. Hier einen
Termin zu haben, war schon das Finale, Endspurt, aus die Maus! Das machte mir
auch irgendwie Angst. Man hatte zwischendrin keine anderen Möglichkeiten mehr.
So kam es mir zumindest vor.
Schon am Telefon hatte ich ein super Gefühl. Ich fühlte mich verstanden
und ernst genommen. Am Freitag der nächsten Woche hatten wir unseren Termin.
Der Tag der Wahrheit kam immer näher. Ich lernte die Homepage der
Kinderwunschklinik sozusagen auswendig. Ich war begeistert, was heutzutage
alles gemacht werden konnte. Faszinierend!
Was würde uns erwarten? Welche Behandlungsmöglichkeiten kamen auf uns
zu? Es war direkt spannend.
Frau Dr. Dr. Alleswisser hatte sich in ihrer Fantasiewelt Folgendes
zusammendiagnostiziert:
Hormontabletten für mich, Spermiendoping für Hasi.
Das sollte wohl ausreichen. (stellt euch ein mit Sarkasmus gespicktes,
in die Länge gezogenes H A H A vor…)
Ich muss echt gerade lachen! So viel Naivität, das ist ja kaum zu
glauben! Im „echten“ Leben bin ich Realistin, stehe mit beiden Beinen fest im
Leben (mal mehr – mal weniger). Aber alles was dieses Kinderthema betraf,
katapultierte meinen rationalen Verstand in weit entfernte Sphären. „Das Leben
ist schön“ und „Alles wird gut“ waren die dortigen Devisen.
Es war Freitag, 11 Uhr. Wir parkten unser Auto in der Tiefgarage. Auf
dem Weg zum Haupteingang der Klinik stellte ich fest, dass sich meine Beine
meiner Gefühlwelt anpassten. Ein Bein hatte es eilig rein zu kommen, das Andere
blockierte regelrecht. Hasi nahm mich an die Hand, wobei ich nicht sagen konnte
ob er mir oder ich ihm eine Stütze sein sollte. Es beruhte wahrscheinlich auf
Gegenseitigkeit. Drinnen angekommen suchten wir uns auf der Anzeigetafel die
Buchstaben „IVF“, fuhren mit dem Lift in den 1. Stock und folgten der
Wegbeschreibung. Die Türe öffnete automatisch und wir gingen mit gemischten
Gefühlen hinein. Hier waren wir nun. Die IVF Abteilung, die
Kinderwunsch-Klinik, der Treffpunkt der Verzweifelten. Ich sah mich um. Mein
erster Eindruck (und das hat sich im Laufe der Zeit bestätigt) war, dass die
Menschen in diesem Warteraum sich am liebsten verdünnisiert hätten. Köpfe
senkten sich Richtung Boden. Es herrschte eine bedrückende Stille. Man wurde
nur kurz begutachtet. Kurze musternde Blicke die nur eines aussagten:
Willkommen im Klub, ihr bemitleidenswerten Kreaturen!
Wir gingen zur Aufnahme. Dann kam ein sehr angenehmes, freundliches Aufnahmeritual,
in dem unsere Daten aufgenommen wurden und eine Polaroidaufnahme von uns beiden
gemacht wurde. „Damit man sich auch am Telefon ein Bild von dem Pärchen machen
kann“. Wir hatten dort echt Spaß. Wir lachten. Das war angesichts der Tatsachen
nicht normal. Aber wir lachten. (Was uns im Warteraum einige entsetzte Blicke
einbrachte).
Wir waren Mr. M. zugeteilt. Ein sehr freundlicher junger Doc, der
wahrscheinlich nicht sehr viel älter war als wir selbst. Nach einem langen,
ausführlichen Gespräch, dem Aufrollen unserer Vorgeschichte und einer genauen
Untersuchung meinerseits, stellte Mr. M. den Verdacht auf Endometriose bei mir
fest.
Endometriose bedeutet (für Laien wie mich), dass Teile meiner
Gebärmutterschleimhaut bis in meinen Bauchraum wucherten. Das kann Schmerzen
verursachen. Wie bei mir. Starke Regelbeschwerden, unregelmäßig lange Zyklen.
Diesen Verdacht konnte man nur durch eine Operation belegen. Zusätzlich meinte
er, dass es natürlich auch an den Eileitern liegen könnte. Verstopfte Eileiter
könnten bei dieser OP „durchgeblasen“ werden, also sozusagen in einem
Aufwischen. (Außer die Verstopfung liegt gleich im Anschluss an die
Gebärmutter, dann könne man nichts machen).
Mir schlug meine Kinnlade am Tisch auf! Wie meinen??!! Was erzählte mir
dieser Typ denn da von Schleimhaut und OP und durchblasen von Eileitern?
Tabletten Junge!! Her mit den Tabletten!
Mir war in diesem Moment nach Heulen. Was war da gerade passiert? Was
war schief gelaufen? Warum hielt sich dieser Arzt nicht an meinen Plan?
Mir wurde noch Blut abgenommen um nochmals meine Hormonwerte zu testen.
Dann bekam ich einen weiteren Termin zur Blutabnahme. Hier würde dann ein
spezielles Hormon getestet, das Anti-Müller-Hormon. Es würde den Ärzten
Aufschluss darüber geben, wie stark ich bei einer künstlichen Befruchtung
hormonell stimuliert werden müsste, also meine Eierstöcke. Außerdem sollte ich
bei dem nächsten Termin auch gleich einen OP Termin bekommen.
Hasi schickte er zu einem zweiten Spermiogramm. Warum nochmal? Erstens
kann sich ja am Ergebnis etwas ändern (ist ja nicht jeder Tag gleich gut oder
schlecht) und zweitens benötigt man 2 „negative“ Spermienbefunde um in den
Genuss der Fondunterstützung zu kommen. (ich brauche wohl nicht erwähnen, dass
wir in dieser Hinsicht „Glück“ hatten)
Ein Gesetz (seit 1.1.2000 in Kraft) legt fest, dass für eine künstliche
Befruchtung (In-vitro-Fertilisation - IVF) bei Vorliegen bestimmter
Voraussetzungen der Großteil der Kosten von einem Fonds getragen werden.
Der Fond springt ein bei:
- Verschlossenen oder dauerhaft funktionsunfähigen Eileitern
- Sterilität (Infertilität) beim Mann
- Endometriose (Wucherung der Gebärmutterschleimhaut)
- Polycystischem Ovar Syndrom (eine hormonelle Störung, die einen Eisprung verhindert).
Ihr wisst jetzt natürlich noch nicht alles von mir und habt noch keine Ahnung was noch auf uns zukam, aber eines will hier bereits erwähnt sein:
beim Auswählen des Grundes (es reicht einen anzugeben) für die Fondunterstützung konnte man bei uns traurigerweise aus dem Vollen schöpfen. Ene mene muh und raus bis du.
OK. Tief durchatmen. In bin ein Gänseblümchen. Atmen Sandra, atmen.
Das war unser Erstgespräch. Knallharte Infos. Aber wenn wir so unserem Wunschbaby näher kamen, nahm ich das in Kauf. Gut, dann lass ich mich operieren. Wird schon alles gut gehen. Kopf hoch!
Wir verließen die Klinik.
Stimmung: geschockt aber noch optimistisch
Vielen Dank an die Klinik https://leihmutterschaft-zentrum.de/ für ihre gute Einstellung, Freundlichkeit und ihren persönlichen Ansatz! Die Spezialisten beantworten gerne alle Fragen. Sie sind sehr klar und umfassend. Es ist sehr angenehm, damit zu arbeiten!
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